Heut war ich der totalen Meinung "danes je dan" (heute ist der Tag) - Diplomarbeiten, hackln, damit was weitergeht! In Ljubljana regnet es nun seit etwa vier Tagen fast ununterbrochen (in den paar Pausen radle ich dann jedes Mal irgendwohin, nur um doch letztlich vom Regen oder Hagel erwischt zu werden), und es hat sich tatsächlich so angefühlt, als würde heute mal viel weitergehen. ;)
Soll ich es wirklich überhaupt noch niederschreiben? Ich fürchte, es gibt leider überhaupt nichts zu prahlen. ;) Ich bin frustriert. Weil es sich heute als so "good work feeling" angeschlichen hat und so im Nebel landet.
Wieder mal beim Nebel gelandet: Habe letztens am Heimweg vom Fortgehen einen Nebelspaziergang gewagt, mit dem Ergebnis, das sie es "äußerst romantische Geste" empfand und ich als "etwas feucht, weil es nieselte". Da hat sich jemand in mich verknallt, und zwar schneller und mehr, als ich das gedacht hätte.
Und ich war glaube ich leicht naiv, wie ein 15Jähriger, der nicht checkt, was abgeht. Sie sagte "Ljubljana ist seit drei Tagen noch so viel schöner wie zuvor..." und ich, völlig gedankenlos, "Warum?"
Sie ist vergeben (ich erspar mir den Kommentar) und, um das nicht nur auf ihr Gleis abzustellen: ich will sie nicht. Sie ist süß, sie hat mich geküsst, mehrmals, es war schön. Aber ich dachte mir "Du bist nicht der Mensch, den ich will." Beim ersten Kuss und bei jedem weiteren.
Nachdem mir das nun aber klar ist, musste ich das gestern aufklären. Das fiel mir gar nicht mal so leicht. Meine Wortwahl überrascht mich jetzt im Nachhinein, ich hätte vorsichtig sein können, oder nett, aber sie verdiente viel mehr eine Warnung. Ich sagte: "Don't fall for me. Just don't. Don't expect this from me, expect nothing,
please don't expect a relationship. Don't fall for me. I am dangerous and
destructive and even if you like it now, you'll regret it as soon as it's over."
Und es ist wahr: Ich bin in diesem zerstörerisch-wüterischen Mood, wenn alles möglich ist, ist es auch möglich, alles kaputt zu machen. In meiner Stimmung hätte ich auch wie ein Tsunami über sie fahren können. Und kein Wort davon sagen, dass da aus meiner Emotion nichts zu holen ist. Bin froh, dass ich mich für die aufrichtige Variante entschieden habe.
Die letzten Tage waren so irre intensiv: Peanut ging, meine Wahrnehmung von "alles aufsaugen" blieb und soll auch bleiben. Inzwischen ist der letzte Monat hier angebrochen - und zieht VERFLUCHT SCHNELL an mir "vorbei" oder wie "promaja" (kroatisch für Durchzug, und eigentlich auch nur ein Insider mit Kroaten, die das hier nicht lesen, Hilfe, Sinnlosigkeit olé) -es reißt mich mit.
Damit steh ich aber nicht alleine da: Es ist Abreisezeit. Das Ende von Erasmus naht. Die Stimmung ist großartig: Es wird alles probiert, jede Verrücktheit einfach gemacht, jeder Gedanke einfach ausgesprochen, jeder Mensch einfach abgeschmust, es herrscht einfach absolutes LEBEN. Das kann offenbar nur sein, wenn ein Ende vor der Türe steht. Was soll das? Warum braucht es dieses schwebende Damokles-Schwert, damit wir ehrlich zu uns selbst sind, zu anderen? Warum fühlen wir nur intensiv, wenn es nicht sein darf, nicht sein kann, nicht mehr lange anhält? Ich für meinen Teil habe beschlossen, sehr viel all diesem Gefühl mit nach Hause zu nehmen. Und es ist bereits komisch, es "nach Hause" zu nennen, weil Ljubljana das für mich ganz stark geworden ist. Ohne jede Spur von Sarkasmus. Dennoch kenne ich es auch nur als (Erasmus)-Studentin ohne Verpflichtungen, mit einer Menge Menschen, denen es gleich geht. Es ist nicht das normale Leben.
Und genau so verhalt ich mich wohl auch ein bisschen - "nicht normal" :) Ich genieße, wo ich nur kann! Gestern bin ich mit Anlauf in eine riesige Wasserpfütze gesprungen. Ich war nass bis oben hin! Und so zufrieden! :-) So ist das mit meinem Tsunamigefühl: Das ist positiv wie negativ.
Ich vermisse sie. Auch schwarz auf
weiß und so, dass ich es Monate später noch lesen werde können. Ich bin dankbar, dass ich all das fühlen darf, dankbar dafür, dass es geweckt wurde. Ich hole
alles raus, aus dieser Stadt und aus meinen letzten Wochen hier. Ich
lebe so bewusst wie kaum zuvor in meinem Leben, glaube ich.
Mit der Musikerin gibt es immer wieder Versuche von Kontakt, sie enden im Nirgendwo. Ich verzichte für die Zukunft darauf. Es ist traurig, zu sehen, wie wenig sie mir mit etwas Abstand wohl bedeutet. Damit schreibe ich mir selbst mein Emotionsarmutszeugnis aus. Ich wollte damals so unbedingt, dass es funktioniert; habe jedes Fehlen von Gefühl mit nur noch mehr Beziehungsstruktur zu kompensieren versucht. Mit einem Monat Abstand erkenne ich ganz viel von meinem Verhalten als fehlerhaft an. Und im Versuch, für sie "da" zu sein, habe ich wiederrum genau das versucht zu kompensieren. Ich versuche, daraus zu lernen.
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