Montag, 25. Juni 2012

es ist.... ein prozess.

meine diplomarbeitsbetreuerin sagt gerne "es ist.... ein prozess." über alles und jeden. und es stimmt: es ist eigentlich immer ein prozess. mein negativ-tsunami war teil einer welle, die sein musste. ein aus-mir-raus-schlüpfen, ein altes-kleid-anprobieren-ding. das kleid passt noch, es sitzt perfekt, nur kleidet es mich einfach nicht mehr. glücklicherweise ist zumindest eine sache gut dabei ausgegangen: das slowenische nicht-pärchen wurde zum slowenischen pärchen. oder zumindest zu slowenischem sex, wie auch immer, aber diese auseinandersetzung mit mir hat sie wohl letztendlich ein stück näher dorthin gebracht und keine/r von beiden ist mir böse. yej! 

immer eine frage der perspektive. was aus den einen augen zerstört, öffnet auf der anderen seite so manche tore. ich habe mit meinem verhalten ein paar tore geschlossen und erschreckendes feedback erhalten, das so gar nicht zu mir passt - "ich halte dich nicht für echt, ich weiß nicht, wieviel von dem, was du sagst, wahr ist".  ein tsunami-nachbeben. und mir ein paar chancen verbaut. das ganze zwischenmenschliche ding hier läuft in den letzten tagen auf hochtouren. es ist ein prozess.

dass es ein abschiedsprozess ist, das will mir noch nicht ganz klar werden. ich verdränge noch. dränge lieber, auf andere dinge, ablenkung. ist keine große schwierigkeit, mit so großartigem besuch. es ist so spannend, jemanden in deine "zweite" welt zu lassen, der dich so gut kennt und dir binnen minuten sagt, was los ist, ohne es eigentlich wissen zu können. wunderhübsche verrückte hundelady, ich fühl mich so unglaublich verstanden von dir. und lache so viel, so laut, so gerne. ich bin einfach nur froh, dass du vor fünf jahren in mein leben getreten bist. freundschaft? ein prozess. ein guter. der sich lohnt. 


ich will hier nicht weg. doch "dann bleib!" ist erstmal nicht die antwort. so wie auf "ich will" nicht immer ein "ich tu" folgt. es ist ein prozess.

Freitag, 15. Juni 2012

destructive tendency

Ich wusste es ja. Ich wüte!!! Heute war mein Negativtsunami an der Reihe. Das heißt für gewöhnlich, dass ich für alle scheine und tanze (und unfähig bin, für mich selber zu scheinen oder dass mir das genügen würde), alle von mir begeistert sind,  und am Ende der Nacht dann trotzdem alle mit hängenden Köpfen heimgehen, weil ich irgend etwas gemacht habe. Heute lässt sich das "Irgendetwas" wenigstens identifizieren.
Ich habe geträumt, mit einem Slowenen Händchen zu halten. Das hab ich ihm auch erzählt. Gelacht, gespaßt, kein romantisches Detail ausgelassen. Im nächsten Moment liegt die Kumpeline neben ihm leicht heulend in seinem Arm - da läuft zwar nix, hätte aber sollen, und ich hab mächtig reingefunkt. Das Mädl, das auf mich steht, ist mir Schritt auf Tritt gefolgt und durfte zusehen, wie ich einfach für jeden singe, tanze, blödle oder sexy bin - kurz: wie ich auf jeden wirke und das ohne Halt und Komma. Ich habs ignoriert, ihre eigene Schuld. Irgend einen Typen wollte ich zwar nicht, aber dass ihn jemand anders bekommt, wollte ich auch nicht, und hab ewig Hoffnungen gemacht, nur damit er letztlich enttäuscht alleine nach Hause geht. 

Ja, das ist alles nicht weiter schlimm und ja, das halten die alle so wie auch ich schon aus -

hätte ich das nicht eigentlich alles schon längst hinter mir gelassen. Ich bin enttäuscht von meinem eigenen Verhalten, back being 17. Die Konsequenzen sind mir allzu bewusst: das slowenische Nichtpärchen hab ich verletzt, meine Italienerin noch viel mehr, andere Leute hab ich bewusst manipuliert.



Manno, das ist so retro, diesen Song kann doch echt keiner mehr hören....!



(wie passend: Im Hintergrund läuft Seeed - What you deserve is what you get.)

Donnerstag, 14. Juni 2012

it's the end we need. (for a beginning.)

Heut war ich der totalen Meinung "danes je dan" (heute ist der Tag) - Diplomarbeiten, hackln, damit was weitergeht! In Ljubljana regnet es nun seit etwa vier Tagen fast ununterbrochen (in den paar Pausen radle ich dann jedes Mal irgendwohin, nur um doch letztlich vom Regen oder Hagel erwischt zu werden), und es hat sich tatsächlich so angefühlt, als würde heute mal viel weitergehen. ;)
Soll ich es wirklich überhaupt noch niederschreiben? Ich fürchte, es gibt leider überhaupt nichts zu prahlen. ;) Ich bin frustriert. Weil es sich heute als so "good work feeling" angeschlichen hat und so im Nebel landet.

Wieder mal beim Nebel gelandet: Habe letztens am Heimweg vom Fortgehen einen Nebelspaziergang gewagt, mit dem Ergebnis, das sie es "äußerst romantische Geste" empfand und ich als "etwas feucht, weil es nieselte". Da hat sich jemand in mich verknallt, und zwar schneller und mehr, als ich das gedacht hätte. 
 Und ich war glaube ich leicht naiv, wie ein 15Jähriger, der nicht checkt, was abgeht. Sie sagte "Ljubljana ist seit drei Tagen noch so viel schöner wie zuvor..." und ich, völlig gedankenlos, "Warum?"  
Sie ist vergeben (ich erspar mir den Kommentar) und, um das nicht nur auf ihr Gleis abzustellen: ich will sie nicht. Sie ist süß, sie hat mich geküsst, mehrmals, es war schön. Aber ich dachte mir "Du bist nicht der Mensch, den ich will." Beim ersten Kuss und bei jedem weiteren.

Nachdem mir das nun aber klar ist, musste ich das gestern aufklären. Das fiel mir gar nicht mal so leicht. Meine Wortwahl überrascht mich jetzt im Nachhinein, ich hätte vorsichtig sein können, oder nett, aber sie verdiente viel mehr eine Warnung. Ich sagte: "Don't fall for me. Just don't. Don't expect this from me, expect nothing, please don't expect a relationship. Don't fall for me. I am dangerous and destructive and even if you like it now, you'll regret it as soon as it's over."
Und es ist wahr: Ich bin in diesem zerstörerisch-wüterischen Mood, wenn alles möglich ist, ist es auch möglich, alles kaputt zu machen. In meiner Stimmung hätte ich auch wie ein Tsunami über sie fahren können. Und kein Wort davon sagen, dass da aus meiner Emotion nichts zu holen ist. Bin froh, dass ich mich für die aufrichtige Variante entschieden habe.

Die letzten Tage waren so irre intensiv: Peanut ging, meine Wahrnehmung von "alles aufsaugen" blieb und soll auch bleiben. Inzwischen ist der letzte Monat hier angebrochen - und zieht VERFLUCHT SCHNELL an mir "vorbei" oder wie "promaja" (kroatisch für Durchzug, und eigentlich auch nur ein Insider mit Kroaten, die das hier nicht lesen, Hilfe, Sinnlosigkeit olé) -es reißt mich mit.

Damit steh ich aber nicht alleine da: Es ist Abreisezeit. Das Ende von Erasmus naht. Die Stimmung ist großartig: Es wird alles probiert, jede Verrücktheit einfach gemacht, jeder Gedanke einfach ausgesprochen, jeder Mensch einfach abgeschmust, es herrscht einfach absolutes LEBEN. Das kann offenbar nur sein, wenn ein Ende vor der Türe steht. Was soll das? Warum braucht es dieses schwebende Damokles-Schwert, damit wir ehrlich zu uns selbst sind, zu anderen? Warum fühlen wir nur intensiv, wenn es nicht sein darf, nicht sein kann, nicht mehr lange anhält? Ich für meinen Teil habe beschlossen, sehr viel all diesem Gefühl mit nach Hause zu nehmen. Und es ist bereits komisch, es "nach Hause" zu nennen, weil Ljubljana das für mich ganz stark geworden ist. Ohne jede Spur von Sarkasmus. Dennoch kenne ich es auch nur als (Erasmus)-Studentin ohne Verpflichtungen, mit einer Menge Menschen, denen es gleich geht. Es ist nicht das normale Leben. 
 

Und genau so verhalt ich mich wohl auch ein bisschen - "nicht normal" :) Ich genieße, wo ich nur kann! Gestern bin ich mit Anlauf in eine riesige Wasserpfütze gesprungen. Ich war nass bis oben hin! Und so zufrieden!  :-) So ist das mit meinem Tsunamigefühl: Das ist positiv wie negativ. 

Ich vermisse sie. Auch schwarz auf weiß und so, dass ich es Monate später noch lesen werde können.  Ich bin dankbar, dass ich all das fühlen darf, dankbar dafür, dass es geweckt wurde. Ich hole alles raus, aus dieser Stadt und aus meinen letzten Wochen hier. Ich lebe so bewusst wie kaum zuvor in meinem Leben, glaube ich.





Mit der Musikerin gibt es immer wieder Versuche von Kontakt, sie enden im Nirgendwo. Ich verzichte für die Zukunft darauf. Es ist traurig, zu sehen, wie wenig sie mir mit etwas Abstand wohl bedeutet. Damit schreibe ich mir selbst mein Emotionsarmutszeugnis aus. Ich wollte damals so unbedingt, dass es funktioniert; habe jedes Fehlen von Gefühl mit nur noch mehr Beziehungsstruktur zu kompensieren versucht. Mit einem Monat Abstand erkenne ich ganz viel von meinem Verhalten als fehlerhaft an. Und im Versuch, für sie "da" zu sein, habe ich wiederrum genau das versucht zu kompensieren. Ich versuche, daraus zu lernen.