Donnerstag, 19. April 2012

"It was curious to think that the sky was the same for everybody" (George Orwell)

Keine Ahnung, warum es mir derzeit so gehäuft unterkommt. Wahrscheinlich beschäftigt es mich mehr als gedacht und deshalb fällt es mir auch vermehrt auf.

Bisexualität wird in den Medien sehr.. nennen wir es.. eigenwillig dargestellt.

Beispiele aus der letzten Zeit:

In Sex and the City datet Carrie eine Folge lang einen jungen Bisexuellen. Permanent fragt sie nach, ob er nun auf der Straße dem Jungen oder dem Mädchen nachgesehen habe. Er erklärt ihr, dass seine eine Ex eben zufällig eine Frau, und der andere Ex zufällig ein Mann gewesen sei. Sie gehen gemeinsam auf eine Party, auf der scheinbar jeder mit jedem geschlafen hat, was als typisch für Bisexuelle dargestellt hat. Es wird als "no big deal" gehandhabt. Dann wird Flaschendrehen gespielt und Carrie soll Alanis Morissette küssen. Sie lässt sich passiv schockiert küssen, mit einer Zigarette in der Hand. Filmbussi würde ich es eher nennen. Sie trennt sich von ihm, weil das einfach nicht passt. Sie findet die Welt der Bisexuellen verwirrt, als würden sich diese nicht entscheiden können und wären auf ewig in der Konfusität verloren.

In Queer as Folk, einer Schwulen- und weniger Lesbenserie, beginnt eine vergebene Lesbe eine Sexaffäre mit einem Künstler. Als sie daraufhin ihre Partnerin verliert, steht ihr bester Freund ihr mit dem Rat zur Seite "Es ist okay, wenn du auf Muschis stehst. Es ist auch okay, wenn du auf Schwänze stehst. Aber du solltest dich entscheiden." Dazwischen gibt es nichts. Sie kommt wieder mit ihrer Partnerin zusammen (aus dem einfachen Grund, dass sie diese liebt).

In The L Word ist eine der Hauptfiguren bisexuell. Ihr Grundcharakter ist verrückt. Zwischenzeitlich ist sie abhängig von Anti-Depressiva und Psychopharmaka. Ihre Freunde bringen ihrer Neigung gegenüber Respekt auf, verstehen sie aber nicht richtig. Es wird darüber diskutiert, wie besonders es sei, ein Goldstern (=ein/e Homosexuelle/r, der/die niemals etwas mit dem anderen Geschlecht ausprobiert hatte) zu sein.

In "Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod" von Hakan Nesser kommt aufgrund des Mordes an einem (wissend schwulen) Pastor ein Unbekannter auf die Polizeiwache, um eine Aussage zu machen. Er erklärt unter höchster Anstrengung, dass seine Aussage nicht "gegen ihn" verwendet werden dürfe. Er sei verheiratet und habe ein Kind. Aber er ficke den Pastor und sei bisexuell, er konnte es sich eben nicht aussuchen und müsse nun mit der Bürde leben, jeweils den einen oder der anderen zu betrügen. Und sich selbst.

In 25 things about my sexuality scheint mir mindestens jede/r Zweite bisexuell zu sein oder den Wunsch danach zu haben.


Ihr versteht, worauf ich hinauswill? Nach diesem Bild bin ich promiskuitiv, kann mich nicht entscheiden, bin nicht zu Treue fähig und leide unter meiner Neigung. Aber natürlich bin ich bi, denn jeder möchte es mal "probieren".


Spannend, dass das, was hier als eine schwerwiegende Schwäche dargestellt wird, für mich intuitiv zu meinen größten Stärken gehört.



PS: Danke madove für den Link, den ich ohne dich nicht hätte. Dank meiner Neigung meine Sexualität gerne offenzulegen hab ich eine Riesenlust mitzuschreiben. ;)

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