Mittwoch, 20. Juli 2011

Signale II - black and white

Es ist so spannend, sich alte (Chat-)Gespräche etwa drei bis eineinhalb Jahre nach dem Stattfinden erneut durchzulesen. Heute sage ich:

  1. "Wir waren ineinander verliebt und habens nicht gecheckt."
  2. "Wir hatten einen völligen Bruch hier, hier und hier...."
  3. "Wir waren viel zu sehr auf uns selbst fixiert."
  4. "Wir haben nicht kapiert, wie sehr wir uns gegenseitig verletzen."
und

5. "Ich war im Unrecht."


Verrückt, ich möchte plötzlich zurück in eine Zeit, die es nie gegeben hat. In meinem Kopf habe ich mir jetzt etwas zusammengereimt, das so nie passiert ist: Man kann sich selbst so täuschen, obwohl man alles doch selbst miterlebt hat. Bei jedem Streit mit dabei war. Aber mit ein, zwei drei Jährchen an "Lebenserfahrung" mehr sieht man so vieles so anders, interpretiert anders.


Ich denke, dass unser ganzes Leben eine geschriebene Matrix ist. Die Matrix sagt uns, was gerade passiert. Wir sagen uns, was wir wahrnehmen, fühlen, denken. Das, was passiert, ist die Matrix. Das, was wir daraus machen, das, was wir daraus mitnehmen und das, was wir darin lesen ist aber das Wesentliche:

  • Ist das nicht ein riesiges Problem? Wann können wir unseren Interpretationen noch trauen, wenn wir alles schon nach kurzer Zeit völlig anders sehen?

  • Und wie wollen wir jemals wieder der Matrix Schuld für die Dinge geben, für die wir uns schon längst unsere Verantwortlichkeit (und Schuld) eingestehen hätten müssen?

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2 Kommentare:

madove hat gesagt…

> Ist das nicht ein riesiges Problem? Wann können wir unseren Interpretationen noch trauen, wenn wir alles schon nach kurzer Zeit völlig anders sehen?

Doch, das ist es, finde ich.
Das macht es mir auch extrem schwer, mich wirklich mit ganzem Gewicht hinter irgendein Gefühl oder auch eine Überzeugung zu stellen. Ich hab mich schon zu oft grandios geirrt.
Ich weiß nie, ob ich die anderen alle, die das täglich tun, für ihr Selbstbewußtsein bewundern oder komplett verantwortungslos finden soll.

Andererseit wäre die logische Konsequenz, sich nie mehr überzeugt von irgendwas zu äußern, was vermutlich genauso katastrophal ist. Ich versuch es im Moment mit "Ich tu so, als hätte ich recht, und ziehe dabei ständig das Gegenteil in Betracht."
Ist aber ein bißchen wie L(i)eben mit angezogener Handbremse.

Keine Ahnung.
Wenn jemand das besser hinkrigt, wäre ich für Tipps dankbar. ;-)

lamblearns hat gesagt…

Deine Art, damit umzugehen, finde ich aber sehr gut. Schließlich hast du eine feste Meinung, was aber nicht heißt, dass du nicht auch offen für Veränderung wärst. Wenn wir gar nicht in Betracht ziehen würden, auch unrecht zu haben, würden wir uns ja gegenseitige Köpfe einschießen - also auch nicht die richtige Variante.

So verflucht Interpretationen auch sein können, so sind sie doch ein Segen: Sonst würde :) nur :) heißen und "haha" nur "ich finde das witzig" und nicht "ich lache über dich".
stell dir vor, das leben wäre eindeutig!
ebenfalls furchtbar.

also: eindeutig darfs nicht werden
interpretiert muss schon werden
zuviel gegeninterpretieren ist dann wieder auch nicht gut
sich im stillen halten ist nicht gut
und beharrlichkeit - zu laut herumbrüllen, was man denkt - auch nicht.


was bleibt uns noch? dein umgang mit dem problem scheint mir doch nahezu die einzig kluge lösung ;)