Samstag, 5. Juni 2010

Die Satzzeichen und die Liebe

Tatsächlich gibt es sie immer noch.
Es gibt die Reflektierer, die Fragezeichen, die einen Strauß Blumen vom Projektkollegen xy hinterfragen, sich selbst definieren und überlegen und ihre Umwelt sehr bewusst wahrnehmen.

Heute habe ich eine von jenen getroffen; da ich selbst so eine bin, hat unsere Energie nur so geblüht und es war unfassbar, wieviel mir das gegeben hat.

Dann gibt es die Rufzeichen, die ganz ohne Fragen und Reflexion durchs Leben gehen. Die es sich einfach machen, indem sie nur ihre Sicht der Dinge sehen, ihre Konflikte mit dem Partner nie so sehen werden können, wie es ihr Partner tut, weil sie es nie probieren werden. Meistens beneiden wir solche Menschen, für die Leichtigkeit, mit der sie durchs Leben wandern, und "durchkommen", wie man so schön sagt. Die Rufzeichen schnappen einem trotz Schwindelkompetenz Jobs weg, bekommen den wundervollen Freund ab, werden viel seltener für ihre Fehler gestraft, die Liste ist ewig fortführbar.
So eine Art Rufzeichen hat sich heute, nach langer Zeit, wieder mal gemeldet. "Sei freundschaftlich für mich da!", rief es, "ich bin so einsam! Hör mir zu!"
Ich hingegen meinte, dass ich nicht fähig wäre, da zu sein.
Die Antwort? "Geht dir doch wohl gut, mach mir Sorgen! Geht mir ja nicht mal um Sex, auch wenn für mich befriedigender Sex mal eine Wohltat wäre. Ist vielmehr so, dass ich nicht alleine sein mag, mir jemanden an meiner Seite wünsche.."

Ganz klar: ein Rufzeichen. "Geht dir doch wohl gut!" Das soll eine Frage sein?! Und danach schön weiter im Text - mir gehts nämlich soundso. "Denn wir sind Freunde, und du bist fürs Zuhören zuständig." Nix von mir gelernt! Pah!



So klar ist mir dieser Unterschied erst, nachdem ich endlich wieder einmal einem leuchtendem, optimistischen Fragezeichen begegnet bin. Nicht, dass wir heute nur über mich geredet hätten. Es geht nicht um Gerechtigkeit oder um Ausgeglichenheit der Worte und Erzählungen, es geht eben ums Gefühl.
Danke C., du hast mir heute meine Batterien aufgeladen und lässt mich leuchten.


P.S.: Gratuliere, BesucherIn Nr. 5000.

1 Kommentar:

madove hat gesagt…

Perfekt beschrieben. Rufzeichen. Genau.
Ich hab inzwischen ein reflexartiges Zurückziehen bei allerersten Anzeichen (erzählt über sich, stellt dann höflichkeitshalber eine Gegenfrage und hört meiner Antwort nicht zu; macht nur feststellende Sätze, auch über mich etc.) entwickelt, aber auch nur mit dem Ergebnis, daß ich dann alleine dasitze und mich frage, was wohl dieMotivation dieses Menschen war und ob ichihne vielleicht falsch eingeschätzt habe... Doof das.
Aber tut unendlich gut, wenn man Gleichgesinnte / ähnlich funktionierende trifft.