Mittwoch, 16. März 2016

and she fights for her life as she puts on her coat

Jeder fragt nach Glück, niemand nach dem Weg. (lamb 2009)

Ich stecke seit einer Weile in einer adjektivlosen Depression fest. Sie ist keine große, keine schwere, keine triste, keine graue, keine aufsaugende, aber definitiv auch keine kleine.
Sie ist einfach, und das mittlerweile länger, als ich zurückschauen möchte. Meinen Job zu kündigen hat den Reißverschluss dafür irgendwie nur weiter aufgezogen, und nun stehe ich sehr nackt da.
Mit noch anderthalb Monaten der Versicherung und dann noch mehr von absoluter Leere. Ich warte schwer auf Absagen nach ohnehin schwierigen Bewerbungsgesprächen, und genauso warte ich auf Absagen von random-Bewerbungen. Ich hänge fest und rum. Ich hatte von so viel geträumt, was hätte sein können, in meiner "Zeit der Freiheit". Jetzt ist sie wie ein Gefängnis. Ich sitze hier fest. Ich hasse meine Nachbarin, die den ganzen Tag rumbumst und meinen Nachbarn über mir, die mit einem Kickertisch mein ruhiges Wohnungsdasein unmöglich machen. Ich hasse die beiden dafür, dass ich vor ein paar Jahren noch genau gleich gewesen wäre.
Ich hasse mich, die zur furchtbaren Nachtbarin geworden ist, die nachts nicht mehr schlafen kann. Die sich nicht mehr zu Sport oder gar Musik aufraffen kann. Woanders versuche ich vieles von mir zurückzugewinnen - an Klavieren, an Heimatorten. Aber das Klavier lässt sich nicht so einfach in meine Wohnung holen (symbolisch) und mich hole ich nicht so leicht aus der Wohnung raus.
Ich weiß nicht, wie ich hier wieder rauskomme. Eine 8 to 5 Angelegenheit würde helfen, und gleichzeitig war ich gerade noch Führungskraft und überlege jetzt, mich an Tankstellen zu bewerben. Das tut mir einfach weh und lässt mich so an meinem Wert zweifeln, obwohl ich eigentlich jetzt selbst am energischsten widersprechen müsste.

Peanut ist toll, und trotzdem sind alle Ängste am Tisch. Dass ich ihr weglaufen könnte, dass sie nicht genügen könnte, meinen irren Ansprüchen ans Leben nicht genügen könnte. Ich liebe sie.
In einer Phase von Alt-Verarbeitung und Auseinandersetzung von lamb-vor-zehn,zwölf-Jahren habe ich mir alte Chatgespräche u.Ä. durchgeschaut. Dabei dann auch hunderte von Fotos gefunden, die ich Peanut nie gezeigt habe. Ich war regelrecht schockiert: Wie konnte ich ihr MICH denn vorenthalten? Das ist ein (recht nackter) Teil von mir, der von ihr gerne ausgesperrt wird. Zu VIEL, zu fordernd. Und ich habe ihn, der Beziehung willen, vier Jahre nun gefühlt zur Seite gelegt und eingebuddelt, mal mehr, mal weniger.
Uns damit konfrontierend haben wir uns auch meine Bilder angesehen. Und ich war überrascht - es war gar nicht zu viel. 
Uns eint: Meine Angst, zu VIEL zu sein, und ihre Angst, zu WENIG zu sein.
Es gilt, daran anzuknüpfen. Und Hilfe anzunehmen, wenn einem die Hand gereicht wird.


Ansonsten waren in diesem alten Ordner ganz schöne Schmuckstücke meiner Vergangenheit zu finden. Gespräche mit dem Grabschaufler, die deutlich ehrlicher und offener waren, als ich sie in Erinnerung habe. Schwärmereien mit 16. Prahlestories mit 17. und ganz viel die glückliche Erkenntnis, mittlerweile einfach der 30 deutlich näher als der 15 zu sein ;-))