Donnerstag, 20. Dezember 2012

so einfach, so klar, und doch so doof: gefühle sind relativ!

Vor etwa drei Jahren ging ich mit zwei Mädels in eine Kneipe, in die ich sonst nie gehe. Wir feierten ausgelassen, tranken viel. Ich war in Flirtlaune. Ich sprach einen Typen an, mit dem ich davor lange Augenkontakt gehalten hatte. Mitten in meinen Flirtversuch platzte ein anderer Typ - er legt den Arm um mich und sprach mit uns. Ich löste mich aus dem Körperkontakt und er sagte "Tonja, wie gehts dir?"
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer er war.

Ich fragte nach und er trat einen Schritt zurück, sichtlich davon irritiert, dass ich ihn nicht (er-)kannte. Er nannte mir Details aus meinem Leben. Er kannte mich, er wusste ein paar Dinge von mir. Soviel war klar, das war keine Verarsche. Ich versuchte, die Sache mit Spaß abzutun. Er sagte noch "Erstens: Ich war derjenige, der dir deinen Fuß im Krankenhaus verarztet hat im Sommer." (mir ging ein Licht auf -  "Aaaaah, jaaa, jetzt erkenn ich dich!" - ich wusste auch noch, dass er ziemlich nett zu mir war), er verzog sein Gesicht, "und zweitens, und das ist viel wichtiger: WIR HATTEN DAVOR MAL EIN DATE." 


Weg war er, und ließ mich baff zurück. Ich kann mich noch erinnern, wie sehr ich mir damals (und seither) den Kopf darüber zerbrochen habe, wer dieser Mensch gewesen sein könnte.
Ich  bin ihm nie wieder begegnet - und weiß es bis heute nicht.


Dieser Mensch hat es offenbar nicht in mein Gedächtnis geschafft. Klar könnte man Theorien darüber aufstellen, dass ich vl. unter Schlafmangel litt, dass ich nach einem Sturz auf den Hinterkopf die Erinnerung über eine Woche meines Lebens verloren habe, dass ich das Date vl. zwischen zwei REM-Phasen hatte oder dass er schlichtweg gelogen hat. Aber ich denke, die Wahrheit ist einfach: Ich habe ihn vergessen. Weder er noch dieses Date waren jemals interessant oder auch wichtig genug, um es zu speichern.

Ich habe nun wirklich kein schlechtes Gedächtnis; mich mit meinen 24 schon an Menschen, die ich date!, nicht mehr erinnern zu könne, erzählt uns nur eines:

So ist das Leben: Menschen kommen, Menschen gehen. Manche hinterlassen Spuren, andere nicht.

Und umgekehrt ist es genauso: Während wir gefühlt nur ein paar Schritte durchs Wohnzimmer eines Fremden gemacht haben, haben wir vielleicht riesige Fußabdrücke verlassen - und vielleicht verschwinden wir aber auch wieder aus der Wohnung, ohne dass wir jemanden aufgefallen wären.


Mit Gefühlen ist das nicht anders: Während es für einen selbst vielleicht nur ein Kurzbesuch im Herzen eines/r anderen ist, kann der/die andere davon "bleibende Schäden" tragen. Während es für mich eine große Liebe gewesen sein kann, kann mich der/die andere schon lang geschluckt, verarbeitet/verdrängt haben oder mich einfach als nicht so "groß" empfinden.

Das ist keine Frage der Entscheidung. Aber mit der Tatsache selbst kämpfen wir ständig. Wie oft im Leben empfinden zwei Menschen schon genau das Gleiche füreinander? (Und dann noch zur gleichen Zeit?)

Die Musikerin kann mich selbst nach acht voneinander getrennten Monaten nicht loslassen. Und hat mich nun unter Schmerzen gebeten, dass ich daher die Seile kappen soll. Ich sage "selbst nach acht Monaten", doch habe ich bei meiner Ex - einer "großen"  - weit länger gebraucht. Für mich hingegen ist die Musikerin nur anstrengend, weil ich ihr nicht helfen kann. Ich bin der Brandherd - ich kann nicht die Feuerwehr sein (und habe es viel zu lange dennoch versucht). Ich bin für sie ganz "groß" - ich fühle mich mehr so, als hätte ich nur ein paar Mal ihr Wohnzimmer zur Untermiete angesehen.


Wie gesagt, es war nie eine Frage der Entscheidung. Es ist, wie es ist (sagt die Liebe). Tut einem Leid, wenn man der Untermieter ist, tut dann weh, wenn man der willige Käufer ist, der das Objekt der Begierde nicht abkriegt.


Bin übrigens schon einige Zeit williger Käufer und zähle gerade die Tage, bis Peanut zu mir nach Österreich auf Weihnachtsbesuch kommt. :-)

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