Mit Freuden habe ich bei Blogs, die ich verfolge, die guten Vorsätze fürs nächste Jahr gelesen; und die Stöckchen übers alte Jahr fast noch lieber. Hinter allen versteckt sich das Muster: Anders als das letzte muss es werden.
Meine Vorsätze für das Jahr 2011 waren jene, mehr zu saufen, mehr zu rauchen und mehr Sex zu haben. Nicht zu rauchen, nicht zu trinken und brav die Kilos abzunehmen, die mir an mir nicht gefallen, hat nämlich bisher noch nie so richtig funktioniert. ;)
Was mir damals nicht so ganz bewusst war, war wohl die Nebeninformation: nämlich dass es mir, wenn ich diese Dinge tue, meistens einfach sehr gut geht.
Daher sieht 2012 für mich etwa geplant so aus:
gut.
(vorhang fällt, ich verbeuge mich und warte hoffnungsvoll auf das geklatsche.)
Gestern saß ich mit der Musikerin im Auto, ich mit Tränen in den Augen. Wir sprachen darüber, wie schlecht ich es verkrafte, sie nicht zu verstehen; wie schlecht auch MIR geht, wenn es ihr schlecht geht, vor allem, wenn es keinen klaren Grund dafür gibt und ich nichts dagegen tun kann. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht mal sehen kann, dass ich sie sonderlich glücklich mache, bei all ihrem Unglück, das sie mit sich selbst herumträgt. Ich habe schon darüber geschrieben, dass sie von uns beiden die "Planlose" ist; das wird zur Belastungsprobe.
Ich glaube fest daran, dass man zuerst mit sich selbst klar und voller Respekt und Liebe sein muss, um das mit anderen auch sein zu können. Das fehlt bei ihr ganz und gar. Das weiß ich, das weiß sie. Für die Konsequenz sind wir glücklicherweise nicht bereit. :-)
Dennoch ist sie nicht die Einzige, die unlesbar und kompliziert ist. Ich bin in einer Phase voller Wachstum. Wegziehen, Diplomarbeit, Beziehungen und Freundschaftsbänder, die sichtlich zerreissen. Entscheidungen, wie jene, um gewisse Freundschaften nicht mehr zu kämpfen sondern sie ruhen zu lassen, gehören zu einem schmerzhaften Alltag und so erlebe ich mich auch derzeit: sensitiv, Schmerzempfindlich, entscheidungsscheu aber Entscheidungen treffend. Seit nun gut sechs Monaten bin ich orientierungs- und leicht haltlos; ich suche nach dem großen Ganzen und verkrieche mich vor meiner Diplomarbeit, weil mich dahinter (danach) nichts bestimmtes erwartet, nichts, worauf ich mich verlassen könnte. Also stürze ich mich in alle Gedanken, die es drumherum so gibt - den Umzug ins Ausland, den social stress (ihr solltet mal mein Sozialleben sehen - mein Terminkalender boomt).
Ich wachse und es tut weh. Schlimmer noch als die Erwartungen anderer sind meine eigenen an mich selbst und ich lebe meine persönliche quarter life crisis so richtig in vollen Zügen aus. ;-)
"Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt." Mark Twain
Gestern Nacht wurde mir etwas bewusst, worüber ich zuvor wohl noch nie so richtig nachgedacht hatte. Ich sprach mit meiner Freundin über Lesben und darüber, dass ich die wenigsten von ihnen kenne (und auch nicht kennen möchte). Und dass ich das sehr wohl mal "probiert" habe, aber eben nicht in den Kreis der Lesben passe; eben, weil ich auch Männer interessant finde und mich richtig unwohl fühlte, beides zu wollen.
In den Kreis meiner (eigentlich nur-)Heterofreunde passe ich wohl noch "besser", fühle mich aber oft un- oder missverstanden: In einer Welt, in der betrunkene, junge, attraktive Mädchen mit anderen betrunkenen, jungen, attraktiven Mädchen rumknutschen, um gröhlende Jungs zu beeindrucken, ist Bisexualität zu so etwas wie "Männer lieben, aber auch mit Frauen rummachen" geworden. Ich habe das immer als die Pseudobisexualität benannt und habe bisher äußerst wenige meinesgleichen getroffen. Ich meine - wirklich meinesgleichen! Natürlich begegnen einem viele, die erzählen, auch große Neugier und Interesse am eigenen (oder doch anderen) Geschlecht zu haben; aber ich hatte noch nie das Gefühl "Ja. Du verstehst mich jetzt."
Ich habe mich noch nie in ein Geschlecht verliebt; noch nie in ein Geschlechtsteil, tolle Titten oder Schwänze; sondern immer in einen Menschen. Ohne Frage war es immer von Bedeutung, ob dieser Mensch auch attraktiv für mich war/ist - aber auch das war wiederrum nie von seinen Geschlechtsmerkmalen alleine abhängig.
In meiner Familie merke ich immer wieder, wie viel leichter es ihnen fallen würde, wenn ich ihnen doch eine einfachere Kategorie anbieten würde: lesbisch oder hetero. Dieses dazwischen mit zeitweiligen Tendenzen (und schon auf diesen Tendenzen fühle ich mich manchmal regelrecht "festgenagelt") verunsichert; und ich merke wie andere (wie auch ich selber) für sich gerne entscheiden, "EH mehr das eine als das andere" zu sein. Das äußerst sich meist in Fragen, ob ich nicht das ANDERE Geschlecht doch gerade vermissen würde... Die Fragen tun mir immer ein bisschen weh; es ist die Frage nach einer Vollständigkeit.
Bei der Musikerin sind mir Kommentare über Exfreunde teilweise richtig unangenehm; wenn ich mit meiner besten Freundin über Schwänze kichere und sie dabei ist, frage ich mich, was sie wohl denkt, und sie hat mir bereits eröffnet, dass sie viel mehr Angst davor habe, dass ich sie mit einem Mann betrügen würe, als mit einer Frau. Der Preis dafür, an beidem interessiert zu sein. Selbst, als ich ihr erklärte, dass es für mich nicht nach Schema Geschlecht abläuft ("Ich habe XX und bin von XX gelangweilt also würde ich XX nur mit XY betrügen") sondern eine Frage des Menschen ist, hatte ich nicht den Eindruck, dass sie mir tatsächlich nachempfinden konnte.
Noch schlimmer ist es, wenn meine männlichen Partner es auch noch belächeln, mir "Eskapaden" mit Frauen erlauben, weil es ja ohnehin nicht gleichwertig sei; nicht so schlimm, als würde ich sie mit einem Mann betrügen. Das ist das widerlichste Gefühl; nicht nur, dass mein Dasein, mein Liebesleben mit jemand Zweitem für minderwertig empfunden wird, nein, man erlaubt es mir auch noch netterweise. Diese Denkweise ergibt sich wohl auch aus dem heutigen Bild der Bisexualität.
Obgleich ich immer den Ansatz vertreten habe, dass wir alle Menschen der Liebe sind - und dementsprechend uns immer zufällig in jemandem verlieben, lerne ich Tag auf Tag, dass ich vielleicht falsch liege. Und dass vielleicht nicht die anderen nur noch nicht auf den Hund gekommen sind, sondern ich